
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits rund 3 Stunden verloren, würden noch mehr Zeit liegen lassen und waren auf langweiligen, normalen Landstraßen – teils sogar auf zweispurigen Straßen – unterwegs. Diese Etappe hat uns auch deutlich vor Augen geführt, wie müde wir alle sind. Auf kurvigen Landstraßen zu fahren ist nun mal actionreicher und damit vitalisierender als das. Endlich runter von der normalen Straße mussten wir erst die Zufahrt zum nächsten Pass, den COL DE LA CROIX DE FER (2068m) suchen.
Unscheinbar in einer Ecke des Ortes versteckt führt sie uns auf immer kurvigere und immer schmalere Straßen, die von dichtem Wald umgeben sind. Irgendwann, nach einer unzählbaren Anzahl an Kurven, fährt man in einen unerwartet großen Ort, der einen erstmal mit den typisch französischen Speedbumps herunterbremst. Danach nimmt er kein Ende. Hütte reiht sich an Hütte, Haus an Haus. Skilift an Skilift und Hotel an Hotel. Der Ort wirkt wie ein übergroßer Freizeitpark, der einfach kein Ende nimmt. Sebastian nennt den Col de la Croix de Fer zu diesem Zeitpunkt bereits “den ersten Pass, der vollständig durch einen Ort führt”.
Doch hat auch dieser Ort irgendwann ein Ende und kaschiert, während die Gebäude versiegen, dass wir am oberen Ende des Ortes bereits die Baumgrenze überfahren haben.
Plötzlich ist alles um uns herum frei und wir können zu unserer Rechten, in lichter Höhe, die Straße sehen, wie sie sich den Berg hinauf windet. Sogar den bevorstehenden Gegenverkehr können wir als kleine sich bewegende Punkte ausmachen: Nur zwei Autos.
Die letzten noch bevorstehenden Kilometer bis zum Gipfel sind eine Wonne für den ambitionierten Autofahrer. Und sie führen dazu, dass wir uns ernsthaft fragen, wie dieser Pass nicht ein Teil der Route des Grandes Alpes sein kann. Der Abstecher jedenfalls lohnt sich allemal.
Am Col de la Croix de Fer streiten wir auch zum ersten Mal darüber, ob die Fahrt nach oben oder nach unten beeindruckender ist. Für Sebastian und mich, die wir am Steuer sitzen, waren die Kurven nach oben sehr erfüllend. Für unsere Beifahrer und das Crewfahrzeug hingegen die Fahrt nach unten mit einem Blick in das Tal vor uns, der einem die Spucke im Mundwinkel gefrieren lässt.
Nach dem Col de la Croix de Fer geht es recht bald wieder auf den nächsten Pass hoch. Der COL DU LAUTARET (2058m) glänzt dabei durch eine besondere Zurückhaltung, die ihn in meiner Erinnerung schon fast erlöschen lässt. Selbst oben auf der Passhöhe befindet sich nichts anderes als eine Kreuzung, an der man zum Col de Galibier abbiegen kann. Dafür ist mit die Abfahrt durchaus in Erinnerung geblieben. Kaum scharfe Kehren, sondern weitläufige, breite Straßen mit seichten und elegant geschwungenen Kurven. Das Ganze in ein rötliches Licht getaucht und einem so übertriebenen Licht- und Schattenspiel, dass man sich an eine gerenderte Szenerie aus einem der Need for Speed-Teile erinnert fühlt. Porsche Unleashed beispielsweise. Man kann schnell fahren, hat jederzeit genug Ausblick nach Vorne und kann das Auto sehr entspannt vom Pass herunterrollen lassen.
Auf Geraden ein wenig Gas geben und den Rest vollautomatisch mit mehr oder weniger abgeschaltetem Kleinhirn herunterfahren und die Szenerie auf sich wirken lassen. Das tat zu diesem Zeitpunkt schon wieder richtig gut.
Natürlich auch vor sich in 100 bis 200 Meter Entfernung einen ähnlich schnellen RS5 beim Eindrehen in die Kurven zu beobachten. Was gibt es Schöneres?
Als letzter Pass des Tages stand uns der COL D’IZOARD (2361m) bevor. Wir wussten Folgendes: Er soll besonders schön sein, er ist deutlich über 2000 Meter hoch und wir müssen danach schnell eine Übernachtungsmöglichkeit finden.
Irgendwie traf uns der Izoard mit seiner geballten Grazie dann doch unerwartet. Wir hatten ihn uns extra aufgehoben, hatten uns vorgenommen ihn abzufilmen und möglichst direkt an der Abfahrt ein Hotel zu finden – Camping war längst nicht mehr Thema.
Uns also Zeit zu nehmen um uns intensiv mit dem Pass zu beschäftigen. Diese Entscheidung hat sich gelohnt, der Pass wurde zum absoluten Highlight des Trips und am liebsten wären wir ihn noch fünf Mal bei strömendem Regen mit geöffnetem Verdeck lange nach Sonnenuntergang rauf und runter gefahren.
Allein schon unsere erste Fahrt nach oben: Sebastian gab im RS5 den Ton an, ich im R8 direkt dahinter. Freie Fahrt. Wir wollten die Strecke mit Onboard-Kameras einfangen. Wie eine durchdachte progressive Metal-Komposition einer Größe wie Dream Theater, Opeth oder Porcupine Tree baut sich die Straße auf, wird immer extremer, lässt kurz danach wieder ein wenig locker, findet seine innere Melodie, begleitet uns mit melancholischer Tonalität ein kleines Stück um dann in einem gewaltigen Crescendo mit Headbanger-Qualitäten stakkato-artig die Serpentinen abzufeuern. Gleichzeitig eine aufblühende Bühnenshow: Bäume neigen sich in den Weg. lehnen sich über die Autos, der Asphalt ist griffig. Punktgenau zur inneren Melodie erhebt sich die Straße aus ihrem tiefen grünen Sitz in felsige Regionen, liegt gleichsam auf den Hügeln auf und betont das Crescendo mit plötzlichen Tauwasserbächen quer über die Straße und hartem weißblauen Gletscher zu beiden Seiten.
Es sind auch diese Momente, an denen man unser heutiges Leben betrauert, dass immer mehr geprägt ist von schnurgeraden, optimierten Straßen und automatisierten Fortbewegungsmitteln.
Ganz klar: Mit unserem jetzt dreijährigen Sohn werde ich irgendwann wiederkommen, den Izoard hochbrettern und oben sagen: “Jetzt verstehst du die innere Schönheit des Lebens, warum man um Freiheiten kämpfen sollte und nicht zuletzt: Warum du die Frau, die du liebst, nie für selbstverständlich halten solltest. YOLO, mein Sohn.”
Er wird mich dann mit Sicherheit skeptisch und auch ein wenig bemitleidend ansehen während wir auf einem Felsvorsprung sitzen und in die Berge blicken. Sich eine Strähne seines schwarz glänzenden wunderschönen Haares aus dem Gesicht wischen und weiter auf sein Handy starren. Vielleicht sagt er noch genervt “Whatever”. Vielleicht aber auch nicht und alles ist gut.
Nachdem wir in den darauf folgenden 3 Stunden diverse Kurven des Passes abgefilmt haben machen wir uns im Dunkel und bei strömenden Regen auf den Weg nach unten. Mehrmals halten wir an und stehen vor geschlossenen Hotels oder fragen nach Zimmern. Irgendwann ist eines gefunden, auf halber Strecke hinunter vom Pass. Das La Ferme De L’Izoard in Arvieux.. Sie bereiten uns noch schnell ein paar köstliche Speisen als Abendessen vor, obwohl die Küche längst geschlossen hat.
Als wir unsere Sachen hineintragen und es bereits kurz vor Zwölf ist habe ich immer noch irgendwie die Lust nochmal hoch auf den Gipfel zu fahren um das eine Foto zu machen wegen dem wir hier sind: Der Sternenhimmel über den Alpen und die beiden Audis davor. Aber der Blick gen Himmel schmälert meinen Tatendrang: Überall Wolken, kein einziger funkelnder Stern. Ich bin enttäuscht. Ich hatte das perfekte Foto bereits vor meinem inneren Auge: R8 und RS5 Schnauze an Schnauze, dazwischen ein Zelt mit im Inneren brennendem, sanftem Licht, links und rechts dieser Komposition die kahlen, im Licht der Nacht kühl glänzenden Felsen und dahinter die abertausenden Lichtpunkte des Sternenhimmels. Wir hatten die Reise sogar so organisiert dass wir auf jeden Fall bei Neumond unterwegs sind.
Ein paar O-Ton-Aufnahmen im Hotelzimmer später zeigt die Uhr bereits ein Uhr morgens. Für den nächsten Morgen haben wir uns vorgenommen spätestens um Sechs wieder unterwegs zu sein. Lichtstimmung und so. Die Wecker sind auf 5 Uhr gestellt. Es wird eine verdammt kurze Nacht.
Oben könnt ihr euch durch die Fotos klicken.
weiter geht’s demnächst in Artikel 4 zu #thepluses2 – Bis dahin…
Alle Artikel zu #thepluses2:
Driver’s Groove - Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 (hier befindet ihr euch gerade)
Passion:Driving – Teil 1 | Teil 2 | Teil 3
Fahrzeug: Audi RS 5 Cabriolet 4.2 FSI
Lackierung: Suzukagrau Metallic
Felgen: Aluminium-Gussräder im 5-V-Speichen Design in Titanoptik, glanzgedreht 20 Zoll
Polster/Leder: schwarz/schwarz/felsgrau
Hubraum: 4163 cm3
Leistung: 331 kW (450 PS)
Drehmoment: 430 Nm
Antrieb: QUATTRO Allradantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,9 s
Höchstgeschwindigkeit Vmax: 250 km/h
Verbrauch kombiniert: 10,7 l/100 km
CO2-Emission: 249 g/km
Preis: 117.645,00 €
Fahrzeug: Audi R8 V10 Spyder
Lackierung: Brillantrot
Felgen: Aluminium-Schmiederäder im 5-Doppelspeichen-Design in Titanoptik 19 Zoll
Polster/Leder: schwarz/schwarz/silber dunkel Volleder Feinnappa
Hubraum: 5204 cm3
Leistung: 386 kW (525 PS)
Drehmoment: 530 Nm
Antrieb: QUATTRO Allradantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 s
Höchstgeschwindigkeit Vmax: 311 km/h
Verbrauch kombiniert: 13,3 l/100 km
CO2-Emission: 310 g/km
Preis: 177.205,00 €
Bildquelle: Can Struck / Driver’s Groove
DISCLOSURE: Die Audi AG hat uns freundlicherweise die Fahrzeuge zur Verfügung gestellt und die Spritkosten übernommen.
Weitere Bilder gibt's bei Klick auf die Pfeile oben direkt auf Driver's Groove.
Der Beitrag #thepluses2 Teil 3: Der Höhepunkt der Route des Grandes Alpes erschien zuerst auf Driver's Groove.